Medizin-Geschichten |
Die Heilpflanze des Monats März 2016 |
Folge 47: Narzissen (Narcissus ssp.) |
In diesem Monat ist Ostern. Eine passende Pflanze des Monats ist deshalb die Osterglocke. Es gibt viele Narzissen-Arten, mit weißen, gelben oder orangen Blüten, deren Blütenblätterkrank und Krönchen unterschiedlich gefärbt sein können. Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus) wird die große gelbe Narzisse genannt, die eben um Ostern herum blüht. „I wandered lonely as a cloud…“ – so beginnt das berühmte Gedicht, in dem der englische Dichter William Wordsworth 1804 die Osterglocken („Daffodils“) besingt. Der Name Narzisse bezieht sich auf den wunderschönen griechischen Jüngling Narzissos, den Sohn des Flussgottes Kephisos und der Wassernymphe Liriope. Ein Seher hatte der Mutter vorausgesagt, dass ihr Sohn jung sterben müsse, wenn er sich selbst erkenne. So wurde Narzissos behütet und von anderen fern gehalten. Dann verliebte sich die schöne Nymphe Echo heftig in die Schönheit des Jünglings. Narzissos aber blieb ganz unberührt und stieß sie zurück. Echo wurde krank vor Liebe, sie schwand dahin vor Kummer, bis nur ihre Stimme übrig blieb. Die Strafe für den herzlosen Narzissos folgte: Als er sich selbst in einem Teich erblickte, packte ihn heiße, brennende Liebe zu seinem Spiegelbild. Er wollte diesem geliebten Wesen nahe sein und sank ins Wasser. Im Moment seines Todes zeigten sich die Götter gnädig und verwandelten ihn eine schöne Blume, die noch heute nach ihm heißt: eben die Narzisse. Narzissen standen in der griechischen Antike auch für die Poesie. Die duftende weiße Narzisse mit ihrem orangen Krönchen wird auch Dichter-Narzisse (Narcissus poeticus). Außerdem waren sie ein Sinnbild für den Brautstand. In China sind Narzissen ein Glückssymbol. Vor allem beim chinesischen Neujahrsfest gilt die „einhundertköpfige Wasserfee“ als besonderes Glückszeichen: Narzissenzwiebeln werden mehrfach eingeschnitten, so dass bis zu zehn Blattstiele aus einer Zwiebel wachsen. Mehrere Zwiebeln einer büschelblütigen Art werden eng zusammen in eine flache Schale gepflanzt. So können bis zu 100 Blüten in der Schale entstehen. Osterglocken sind, wie gesagt, in diesem März die passende Pflanze des Monats. Aber sind Narzissen auch Heilpflanzen? Nun ja, in der Volksmedizin waren sie nie wirklich wichtig. Narzissen wurden schon mal als Brechmittel, bei Hauterkrankungen und auch gegen Erkältungen eingesetzt. Und heute haben sie keinen Wert als Heilpflanzen. Dennoch gibt es noch Einiges zu sagen zu diesen schönen und verführerischen Blumen: Narzissen, auch die Osterglocke, enthalten Galantamin. Galantamin wird zur symptomatischen Behandlung bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz eingesetzt und hat sogar eine Zulassung. Allerdings wird Galantamin heute industriell hergestellt. Dazu werden keine Narzissen (oder Schneeglöckchen, aus denen dieses Alkaloid erstmals isoliert wurde) mehr gebraucht. Und noch etwas: Narzissen sind giftig. Das Wort leitet sich vom griechischen Wort „narkein“, betäuben, ab (das ist auch der Wortstamm von „Narkose“). Die gesamte Pflanze, vor allem aber die Zwiebel, enthält giftige Alkaloide. Vergiftungen sind durch eine Verwechslung der Narzissenzwiebel mit der Küchenzwiebel möglich, aber auch das Blumenwasser ist giftig. Die Symptome sind Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüche und Durchfall. Bei starker Vergiftung kann es auch zu Lähmungen und zum Kollaps kommen, auch tödliche Vergiftungen sind vorgekommen. Narzissen sind auch giftig für viele Tiere. Bei Hunden können bereits 15 Gramm der frischen Zwiebel zum Tod führen. Quellen: Marianne Beuchert: „Symbolik der Pflanzen“ und verschiedene Internetseiten |
Osterglocken sind wie alle Narzissen giftig. Der Saft wirkt auch äußerlich auf die Haut. Bei Gärtnern und Floristen kommt es immer wieder zu Hautentzündungen, der so genannten Narzissendermatitis. In Vasen können Narzissen auch andere Blumen mit ihrem Gift lähmen. Deshalb wird geraten, Narzissen erst 24 Stunden alleine in Wasser zu stellen, damit sie ihren giftigen Saft verlieren, bevor sie zu anderen Blumen in die Vase kommen. |